„Jetzt pack doch mal die Kamera weg und genieß’ einfach mal!“
Pizza brüllt mir von links ins Ohr und geht grinsend Richtung Bühne. Heute bringt „The Fiend“, eine Hardcore Punk Band aus England, die Soundanlage an ihre Grenzen. Meine Ohren auch.
Punk ist eine Lebensentscheidung. Punk ist ein Lebensgefühl. Punk lebt man; Laut, schmutzig und hart. Am deutlichsten erlebt man Punk auf dem Bauwagenplatz. Inmitten der glänzenden Hochhäuser und Einkaufsmeilen, der Wohnsiedlungen und Vorstadtidyllen liegen die Punkerplätze. Meist versteckt, von außen kaum einzusehen, sind sie gallische Dörfer im Römerland. Der gelebte Widerstand sozusagen.
Ihre Namen sind Stummel, Olax, Wolle, Weste, oder eben Pizza. Jeder Name hat seine Geschichte, niemand wählt ihn sich selbst. Einen Punkernamen bekommt man verliehen. So wird er auch mit Stolz getragen. Manchmal, wenn ich zwischen ihnen sitze und ihren Geschichten lausche, kommt mir der Gedanke, sie wären ein Indianerstamm. Ein Gemeinschaftssinn, wie er heute fast in Vergessenheit geraten ist, ist hier selbstverständlich. Aber sie sind bedroht. Ihre Refugien sind Spekulationsobjekte für die boomende Bauwirtschaft. Ihnen ist bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie Ihren Platz räumen müssen. Einige Bauwagenplätze sind akut von der Räumung bedroht. In anderen Städten wie Berlin sind viele der alternativen Szene bereits aus dem Stadtbild verbannt.
Die Dokumentation über die Bauwagenplätze soll dem Betrachter vermitteln, dass die Punks ein Teil der Stadtgeschichte sind. In Altona, schon seit jeher ein linkes Viertel in Hamburg, gehören sie ins Stadtbild. Sie sind Teil eines großen Ganzen, was die Vielfalt einer Gesellschaft bildet.
Die Dokumentation „Punks“ war vom 11.06.2016 bis 18.06.2016 auf dem Gaussplatz in Hamburg zu sehen.
Veröffentlicht bei SIGMA: https://blog.sigma-foto.de/2016/06/punks-eine-dokumentation/
Gesamte Bildserie “Punks” auf Lierfoto.com ansehen.